Planung und Ausbau 

 

Flugplatz Eschborn

 

Der Flugplatz Eschborn wird in alten Plänen als "Flugplatz Frankfurt - Sossenheim“ bezeichnet, obwohl der gesamte Platz ausschließlich auf der Gemarkung Eschborn, Schwalbach und Sulzbach entstehen sollte.

Der spätere Name "Flugplatz Eschborn" hängt damit zusammen, das die Wirtschaftsgebäude und die Kommandantur letztendlich auf Eschborner Gebiet lag und der Zugang und die Anbindung an das Straßen- und Schienennetz über die Gemarkung Eschborn erfolgte.

 

Luftaufnahmen aus dem Jahre 1935, die seinerzeit noch mit dem Zeppelin gemacht wurden, zeigen die Situation vor Beginn der Arbeiten. Der markierte Bereich in der folgenden Abbildung zeigt die Fläche, die man für den vollständigen Ausbau des Fugplatzes vorgesehen hatte.

 

 

 

Abb.1:

Die Luftaufnahme aus dem Jahre 1935 zeigt die bewirtschafteten Felder rund um Eschborn. Für den markierten Bereich wurde wenig später vom Luftkreiskommando ein Flugplatz geplant.

 

Bildquelle: © Archiv, fliegerhorst-eschborn.de

 

 

In dem folgenden Overlay kann man sehen wie sich der vollständige Ausbau auf die drei Gemeinden erstreckt hätte.

 

Abb.2:

Die Abbildung zeigt eine Überlagerung der Planung zum Flugplatzausbau vom 08.09.1939, mit einer Karte der Gemarkungsgrenzen (Magentafarben) der drei Gemeinden im Hintergrund. An der Markierung des roten Kreuzes, befindet sich der letzte, heute verbliebene Hangar. Gut zu erkennen die drei Start- und Landebahnen und die fast halbkreisförmig angeordneten Hangars

 

Bildquellen: 

BArch RL19-12/1 (Teil des Gesamtplans) überlagert 
mit ATKIS-Präsentationsgrafik des Hessischen Landesamt für Bodenmanagement und Geoinformation, hvbg.hessen.de
(Karte mit Gemarkungsgrenzen als Hintergrund)

 

Hinweis: Die Namen der Gemarkung/Ortschaften wurde nachträglich zugefügt 

 

Anmerkung: Die Darstellung der hier gezeigten Pläne und Bilder ist in Größe und Auflösung durch bestehende Lizenz - und Bildrechte leider nur eingeschränkt möglich. 

 
Beginn der Arbeiten
 

Bereits 1937 wurde das Luftkreiskommando IV mit Sicherstellung der entsprechenden Gelände beauftragt und in diesem Zusammenhang die Gemeinden informiert.

Nachdem der Ankauf der Grundstücke für das Flugplatzgelände begonnen hatte, und man sich mit den Bauern über eine Zahlung und entsprechendes Tauschland einigen mußte, wurden bereits erste Baumaßnahmen ausgeführt. Am 19. Januar 1939 war eine Fortschreibungsvermessung mit dem jetzt zuständigen Luftgaukommando XII beauftragten Vermessung- Ingenieur und Gemeindevertretern von Sulzbach an der Wiesbadener Straße anberaumt. 

Die Wiesbadener Straße befand sich dort, wo heute die A66 Frankfurt- Wiesbaden entlang führt.

 

Zu dieser Zeit war aber die Planung des Fliegerhorstes noch nicht abgeschlossen, wie die Zeitstempel der Unterlagen belegen.

 

Als erste Baumaßnahme wurde mit der Kanalisation und dem ausgedehnten Entwässerungssystems begonnen. Die Drainage des Geländes diente der Entwässerung, denn der Flughafen sollte ohne feste Start- und Landebahn betrieben werden. Für Start und Landungen wurde der weitläufige Wiesenplatz verwendet. Lediglich das Vorfeld und einige Zufahrtswege waren betoniert.

Die Kanalisation verlief über das ganze Gelände und reichte bis nach Sulzbach.

 

Bei genauerem Hinsehen kann man auf dem ehemaligen Flugplatzgelände Heute noch Hinweise dazu erkennen. 

 

Die Planung

 

Die Planungen der Gebäude, sowie die Anbindung an das Straßen- und Schienennetz dauerten noch an. Im Verlauf von 1939 wurden die Lage und Anzahl der Gebäude noch mehrfach überarbeitet. 

Den alten Plänen zufolge, war der Flugplatz zu diesem Zeitpunkt sehr großzügig geplant. 

Auf dem Flugplatzgelände waren zwischenzeitlich mehr als 50 Gebäude vorgesehen. Dazu kommen noch Hangars und diverse Hallen.

 

Nachfolgende Gebäudeliste reflektiert den Planungsstand vom 07.07.1939

 

Wache

Kommandantur

Horstkompanie (Flieger)

Staffel I

Staffel II

Staffel III

Stabsstaffel I

Staffel IV

Staffel V

Staffel VI

Stabsstaffel II

Wirtschaftsgebäude

Lehrgebäude

Exerzierhalle

Krankenrevier

 

 

Trafo I

Funkmeisterei

Waffenmeisterei (Halle)

Lagergebäude

Heizzentrale I

Kistenlager

Halle (Hangars) 1-9

Befehlsstelle

Heizzentrale II

Trafo II

Kraftwagenwerkstatt

Kraftwagenhalle 1-5

Offiziersmesse

Offiziershaus 1-6

Beamtendoppelwohnhaus 1-3

 

 

 

Rüsthalle

Sportplatz

Exerzierplatz

Benzinwäsche

Muna

Archiv

Tragflächenbau

Waffenwerk

Gasprüfraum

Wohlfahrtsgebäude

Funkstabsstelle

Verdeckter Schießstand

Fernsprechbunker

Kommandantenwohnhaus

 

 

 

     

In späteren Unterlagen, vom 27. Oktober 1939 bzw. vom 18. März 1940, die wohl die jüngsten verbliebenen Dokumente zu Planung und Ausbau des Flugplatzes Eschborn darstellen, wurden nochmals einige Änderungen vorgenommen und das Layout mehrfach angepasst. Weitere Unterkünfte und Wirtschaftsräume kamen hinzu. Für insgesamt mehr als 1200 Mann waren Quartiere vorgesehen worden.

 

Direkt angrenzend an das Rollfeld, sollten demnach nun acht Hangars entstehen, die über ein befestigtes Vorfeld verbunden sein sollten.

 

Drei davon in Ort, Lage und Größe genau dort wo die 2 Ruinen (Hangar #3 und #5) und der eine noch existierende Hangar (#4) steht. Links neben der heutigen Ruine (Hangar #3) sollte ein noch größerer Hangar mit einer Freifläche von 73m x 41m entstehen. Das Vorfeld war dazu schon betoniert.

 

Weiterhin waren auf der östlichen Seite des Platzes mit der Ausrichtung nach Eschborn, die drei größten Hangars, mit einer Größe von 85m x 42m (Freifläche) geplant die aber nie gebaut wurden. Schließlich sollte noch ein 8. Hangar mit Ausrichtung nach Süden entstehen.

 

Auf dem Gelände sollte sich auch ein eigener Sportplatz und ein Exerzierplatz befinden. Der gesamte Gebäudekomplex des Flugplatzes hätten sich bis über die heutige Schnellstrasse L3005 Frankfurt/Kronberg erstreckt und darüber hinaus, bis heran an das heutige Sportplatzgelände „Am Sportfeld“ in Eschborn. (Abb.1) 

Die bebaute Fläche alleine, hätte schon ca. 72 ha eingenommen. Nicht mit eingeschlossen das Flugfeld und der Bereich der Muna.

 

Insgesamt waren für alle Windrichtungen, drei kreuzende Start- und Landebahnen vorgesehen, die von allen Hangars aus gut erreichbar gewesen wären. Der dafür vorgesehenen überlappende Längenbedarf ist für die Ausrichtung der N/S  Bahn mit 1150 m, in W/O Richtung mit 1000 m und in NW/SO Richtung mit 1220 m x 350 eingezeichnet und reichte bis nahe an die heutige A66 Frankfurt / Wiesbaden. (Abb.1)

 

 

Abb.3:
Lageplan vom 27.10.1939, in seiner 30. Ausfertigung vom 13.02.1940 

 

 

 

 

 

 

Bildquelle: BArch RL19-12/9

 

Anmerkung: Die Darstellung der hier gezeigten Pläne und Bilder ist in Größe und Auflösung durch bestehende Lizenz - und Bildrechte leider nur sehr eingeschränkt möglich. 

 

Der Ausbau

 

Wie wir heute wissen, wurde nur ein Bruchteil dieser Planung wirklich umgesetzt. (siehe Luftwaffe) Erstaunlicherweise passt aber die tatsächlich entstandene Bebauung mit der einstigen Planung sehr gut in Ort und Lage überein, wie im Vergleich mit Luftaufnahmen damaliger Zeit zu sehen ist. Die Anordnung der Zugangswege und Straßen deckt sich bis zum heutigen Tag noch zu einem großen Teil mit der Planung. Die vielen Gebäude dazwischen sind allerdings so wie einst geplant, nie entstanden. 

Die Start- und Landebahn befand sich auf der kurzgehaltenen Wiese und tatsächlich während der Benutzung durch die Wehrmacht nie befestigt.

 

Drei Hangars waren in Größe und Lage exakt dort eingeplant worden, wo sich heute noch die 2 Ruinen (Hangar #3 und #5), bzw. der letzte noch erhaltene Hangar (#4) befindet. (Abb.4, Pfeil 4)

 

In den Planungs- Unterlagen sind noch zwei weitere Hallen zu finden (Abb.4, Pfeil 1 und 2).

Sie werden im Folgenden als Hangar #1 und Hangar #2 bezeichnet.

Hangar #2 befand sich in zweiter Reihe (Abb.4, Pfeil 2), zurückversetzt zu den drei anderen Hangars.

Die andere Halle (Hangar #1) befand sich in nord-westlichen Richtung, im nächsten Segment des betonierten Vorfeldes, Richtung Schwalbach. (Abb.4, Pfeil 1) 

Beide Hallen waren zum Zeitpunkt der Bombardierung am 15. August 1944 noch im Bau. Sie sind in den Lageplänen als Abstellhallen gekennzeichnet.

In Lage und Größe stimmen sie exakt mit den Plänen vom 27.10.1939 überein.

 

Abb.4: Luftaufnahme aus dem März 1945 überlagert mit dem Lageplan vom 27.10.1939

Es ist zu erkennen wie gut der tatsächliche Teilausbau zur Planung passt. Die Gebäude und Wege decken sich zum größten Teil exakt mit den Planungsunterlagen. Man kann außerdem sehen, wie groß der Flugplatz eigentlich geworden wäre, hätte man die Planung komplett umgesetzt. 

 

Hinweis: Die schwarzen Pfeile mit Ziffern wurden zu Erläuterungszwecken zugefügt 

 

Bildquellen: 

BArch RL19-12/9 (Teil des Gesamtplans) überlagert mit NARA, Luftaufnahme der 8th USAAF

 

Anmerkung: Die Darstellung der hier gezeigten Pläne und Bilder ist in Größe und Auflösung durch bestehende Lizenz - und Bildrechte leider nur sehr eingeschränkt möglich. 

 

Abb.4, Pfeil 3 zeigt in den Planungsunterlagen einen weiteren, größeren Hangar der allerdings bis Kriegsende nicht mehr gebaut oder begonnen wurde, obwohl das Vorfeld schon entsprechend betoniert war.

Oben links auf dem Bild, am äußersten Abschnitt des betonierten Vorfeldes, sollte nach Planung die Werft entstehen. Das Vorfeld war schon fertig betoniert. (siehe Abb.8 Funkstelle Eschborn) Das Gebäude selbst ist nicht mehr gebaut worden.

 

Die beiden betonierten Vorfeldsegmente am linken Bildrand wurde bis zu dem Weg ( Mitte von Pfeil 1) beim Anlegen des Arboretums zu Beginn der 80er Jahre vollständig abgtragen und zu Schotter verarbeitet, der zum Wegebau in Schwalbach verwendet wurde.

 

In den alten Planungen sind noch einige weitere Hallen eingezeichnet und dem Verwendungszweck nach benannt. So z.B. eine Rüsthalle, mehrere Abstellhallen und noch einige Kraftwagenhallen. Dazu kamen neben anderen Gebäuden noch ein Lehrgebäude, Farb - und Ölfasslager und ein Motoren- Prüfstand.

 

Die Kommandantur und weitere Gebäude befanden sich auf dem nordöstlichen Teil des Platzes, auf Eschborner Gemarkung, genau zwischen Friedensstraße - Sulzbacher Straße, und endete an der Straße „Am Taunusblick“ in der der Verlängerung „Zum Sportfeld“.

 

Die dort befindlichen Nebengebäude sollen überwiegend aus Holz gewesen sein. Selbst die jüngste Planung gibt keinen Aufschluss darüber was dort im Detail für Gebäude standen. Man kann aber davon ausgehen das die für den Flugplatz- Betrieb notwendigen Verwaltungsgebäude und Quartiere waren.(siehe Luftwaffe)

Neben dem Verwaltungsgebäude war das zweitgrößte, aus Stein errichtete Gebäude in dem nordöstlichen Abschnitt die Fahrzeughalle. Das Verwaltungsgebäude stand dort wo heute die L3005 entlang führt.

 

 

Quellen:  

Sigi Fay (1989): Sulzbach am Taunus II Das Dorf. Von Kurmainz bis Preußen. 1. Auflage

Karl Ries: Einsatzhäfen der Luftwaffe; Wolfgang Dierich Motor Buch Verlag, 1. Auflage 1993

Gerhard Raiss (2017), Stadtarchivar Eschborn. Vortrag "Geschichte des Flugplatzes Eschborn"

Bundesarchiv
fliegerhorst-eschborn.de
National Archives and Records Administration
hvbg.hessen.de
Stadtarchiv Schwalbach, Pressemitteilung v. 21.02.1984
 

 

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