Funkstelle Eschborn

 

Immer mehr Flugaktivitäten wurden 1947 von Eschborn nach Frankfurt Rhein Main verlagert, bis sie letztendlich ganz eingestellt wurden. Nach der Erweiterung der Rhein Main Airbase bestand keine Notwendigkeit für einen zweiten Flugplatz in der Region.

 

Am 9. April 1947 wurde auch das 884th Air Engineering Squadron von der Eschborn Air Base zur Rhein Main Air Base verlagert.

Seit 18. Oktober 1945 waren die Truppen, auf dem zu diesem Zeitpunkt als USAF Station Eschborn bezeichneten Platz stationiert und hatten dort die Wartung und Instandhaltung der Flugzeuge, überwiegend Douglas C-47 übernommen. Am 31. Dezember 1945 war die Truppe nach einer Reorganisation von 219 auf 404 Mann vergrößert worden. Sie unterstanden dem European Air Transport Service (EATS).

 

Abb.1:

Das Bild zeigt ein Douglas C-47 Skytrain in Militärausführung. 

Der Flugbetrieb wurde 1947 von Eschborn nach Frankfurt Rhein Main verlagert und letztendlich ganz eingestellt. Der Anblick dieser Maschinen verschwand nun vom Flugplatz in Eschborn für immer.

 

Bildquelle: © Archiv, fliegerhorst-eschborn.de

 

Der Umbau zur Übersee- Funkempfangsstelle

 

Im Frühjahr 1948 wurde ein Teil des Flugplatzes von den Amerikanern freigegeben. Es entstand eine Übersee- Funkempfangsstelle deren Zentrale in Hangar #4 eingerichtet wurde.

Dazu waren diverse Umbaumaßnahmen erforderlich.

 

Das Hallentor des Hangars wurde entfernt und mit einer Wand verschlossen. Direkt dahinter wurden einzelne Büroräume mit Fenster und Blick auf das ehemalige Vorfeld eingerichtet.

 

Im ersten Stock entstanden so sechs kleinere Dienstwohnungen für Mitarbeiter, die später zu drei größeren Wohnungen zusammengelegt wurden. Die Wohnräume hatten einen Blick auf das ehemalige Vorfeld. Zur Südseite hin wurden die Fenster später mit Klappläden versehen. (siehe Abb.2)

In der Wohnung befand sich ein Wohnzimmer, eine Küche mit Speisekammer und ein Bad. Darin ein Waschbecken, eine Toilette und freistehende Metallbadewanne. Wasser musste aufwendig durch Anfeuern eines Badeofens erwärmt werden.

Beheizt wurden die Wohungen über Dampfheizungen, die vom angebauten Heizwerk hinter dem Hangar versorgt wurden. (siehe Heute Abb.x)

 

Auf der anderen Seite des Flures (siehe Heute Abb.24,26) wurde jeder Wohnung eine Abstellkammer mit Fenster ins Innere der Halle zur Verfügung gestellt. Daneben befand sich auch ein Raum der als Gemeinschaftswaschküche genutzt wurde und in einem anderen Raum war ein Fotolabor untergebracht.

 

 

Abb.2: Das Bild zeigt den zur Übersee- Funkempfangsstelle umgebauten Hangar #4 in den 60er Jahren. Hier waren zeitweise 175 Personen beschäftigt.

Im Hintergrund kann man neben den vielen Antennenmasten die Fahrzeughalle erkennen.

Direkt vor dem Eingang der Funkstelle steht ein Opel Blitz der in dieser Form ab 1960 gebaut wurde. Rechts daneben, ein Opel Kapitän Kombi aus dieser Zeit.

 

Bildquelle: © J. Lenhart

Das Bild wurde freundlicherweise von J. Lenhart zur Verfügung gestellt.

 

 

Der Leiter der Funkstelle hatte seine Wohnung im ersten Obergeschoss des westlichen Flügels, ganz hinten. (siehe Heute Abb. x). Sein Büro hatte er zeitweise im Rundbau, mit Blick auf das ehemalige Vorfeld eingerichtet.

 

Neben dem Heizwerk, zu dem die zwei Schornsteine hinter dem Gebäude (Abb.2) gehörten, wurde eine Trafostation gebaut, die zur Stromverteilung für die Empfangsanlagen benötigt wurde. Der Strom wurde aus den umliegenden Gemeinden bezogen. Im vorderen Teil des Gebäudes befanden sich Notstromaggregate.

(siehe Heute, im Abschnitt "Schaltstation/Heizwerk")

 

Zur Erweiterung der Räumlichkeiten wurde vorne an den Hangar ein eingeschossiges Flachdachgebäude angebaut, das über einen Gang mit dem Hauptgebäude verbunden war. In den hohen Räumen wurden Schalt- und Messanlagen eingebaut. (siehe Abb.3)

 

 

Abb.3 Schalttafeln der Kurzwellen- Empfänger im neuen Anbau in der Empfangsstelle Eschborn.

 

 

 

 

Bildquelle: © J. Lenhart

Das Bild wurde freundlicherweise von J. Lenhart zur Verfügung gestellt.

 

 

 

 

Abb.4: Rechts auf dem Bild die Empfangsstation in Eschborn im Inneren. Die "Operators" an den Schaltpulten waren damit beschäftigt die Verbindungen herzustellen. Ihr Arbeitsplatz befand sich im Hangar, in den neu geschaffenen Räumen im Erdgeschoss, unter den Dienstwohnungen.

Das Bild wurde im März 1950 in den USA, in einem Bericht über die Wiederherstellung der Kommunikation in Deutschland veröffentlicht.

 

Bildquelle: University of Wisconsin Digital Collections Center, John D. Ryals "Germany calling overseas" Information Bulletin March 1950

 

 

Links vor dem Hangar #4 wurde ein unterirdischer Betriebsraum errichtet, der über eine Außentreppe erreichbar war. In diesem Keller wurde die Technik zur Kühlung der Empfangsanlagen installiert. Im Abschnitt Heute (Abb.16a-16d) kann man noch einen Teil der entsprechenden Installationen erkennen.

Unter dem gesamten Hangar hindurch verläuft dazu ein Lüftungsschacht der rückseitig des Gebäudes in einen senkrechten Luftschacht mündete.

 

Parallel dazu entstand ein Kabeltunnel, der durch den ehemaligen Hangar und unter dem Anbau hindurch führte und aufrecht begehbar war. (siehe Heute Abb.17e)

Die Verteilung der Kabel konnte so unterirdisch von den Schaltschränken, die sich teilweise im Inneren des ehemaligen Hangars befanden, zu den Schaltpulten und Schalttafeln im Anbau, bis hin zu den Empfangsmasten auf dem weitläufigen Feld des ehemaligen Flugplatzes erfolgen.

 

Abb.5: Die Karte zeigt den Ausschnitt des ehemaligen Flugplatzes (schwarz gestrichelte Umrandung) und etwa den Bereich (roter Kreis) der von der Empfangstation und den Antennen genutzt wurde. Die Ruinen von Hangar #3 und #5 sind ohne Dach eingezeichnet. In der Mitte Hangar #4 mit dem neuen Anbau davor. Auf der Rückseite des Hangars das Gebäude von Heizwerk und der Stromverteilung.

Die Karte wurde 1955 zusammengestellt.

 

Bildquelle: Historical Military Records, NARA / FOLD3.COM

Ref. 306326735

Hinweis: Markierung wurden nachträglich zugefügt

 

Damals waren Sender und Empfänger wegen Interferenzen getrennt und befanden sich weit voneinander entfernt. In Eschborn war nur eine reine Empfangsstelle. Die Sendestelle befand sich in Frankfurt Bonames. Die Empfangsanlage, der Nachfolger der früheren Reichspost-Hauptfunk- Empfangsstelle Beelitz befand sich jetzt in Eschborn.

Eschborn wurde 1948 offiziell in Betrieb genommen und führte seine Dienste bis Anfang der 70er Jahre aus. Zu Beginn war in Eschborn auch die Überseebetriebszentrale ÜBZ untergebracht, die später nach Frankfurt am Main verlegt wurde. In den 50er Jahren erfolgte so der Funksprechverkehr mit New York, damals über den Sender in Bonames und den Empfänger in Eschborn.

 

Abb.6 Funk- Empfangsstelle Eschborn

Vor und hinter dem ehemaligen Hangar sind auf diesem Bild weit weitverteilt über 40 Funkmasten zu erkennen, von denen jeweils vier Masten zu einer sogenannten Rhombusantenne gezählt werden.

Im Vordergrund die hellgrünen, versetzten, quadratischen Flächen, deuten noch immer die Parkpositionen an, auf denen 1945- 1948 überwiegend C-47 Maschinen abgestellt waren. Die beiden Luftaufnahmen (Abb.6,7) entstanden Ende der 60er Jahre aus einem Hubschrauber heraus, der einen Mess- und Inspektionsflug durchführte. 

 

 

 

 

 

Bildquelle: © J. Lenhart

Das Bild wurde freundlicherweise von J. Lenhart zur Verfügung gestellt.

 

Abb.7 

Diese Aufnahme vom ehemaligen Flugfeld, erfolgte in westlicher Richtung nach Sulzbach hin. Im Hintergrund sind einige Funkmasten zu erkennen. Dazwischen vorne, in der Bildmitte eine der vier Richtantennen die sich auf dem Gelände befanden.

 

Auf der Wiese zeichnet sich mittig noch die Start- und Landebahn ab. Am Ende verlaufen die Spuren dann nach links und markieren so den ehemaligen "taxiway" (Rollweg) zu den "disepersal areas" (Parkpositionen) und nach rechts zum betonierten Vorfeld, vor die Hangars #3-#5.

Alle Spuren stammen von der USAAF, aus der Zeit von 1945 bis 1948, die den Fliegerhorst entsprechend umgebaut hatten.

 

Bildquelle: © J. Lenhart

Das Bild wurde freundlicherweise von J. Lenhart zur Verfügung gestellt.

 

Anhand der folgenden Luftaufnahme, lassen sich gut die in den 70er Jahren noch vorhandenen Spuren der Zeit vor der Empfangsstelle erläutern. Das ganze Gelände ist noch frei von dem üppigen Baumbestand den man heute dort im Arboretum vorfindet. 

 

Abb.8

Die Luftaufnahme wurde zwischen 1967-1969, vom Ortsrand von Schwalbach aus, in südöstlicher Richtung aufgenommen. Sie zeigt das noch vollständig vorhandene, betonierte Vorfeld. Weiter ist man mit dem Bau des Eschborner Flugplatzes zu Kriegszeiten nicht mehr gekommen. 

 

Bildquelle: © J. Lenhart

Das Bild wurde freundlicherweise von J. Lenhart zur Verfügung gestellt.

 

Nachfolgend weitere Erläuterungen zu Abb.8

 

Im Vordergrund mit "W" gekennzeichnet war die Werft geplant. Die Gebäudeform wurde aus den noch vorhandenen Lageplänen übertragen.

Am Rande des Vorfeldes konnte man in den 70er Jahren seitlich, über einen Abhang, tief unter eine Betonplatte, in einen größeren, unterirdischen Raum gelangen. Es war allem Anschein nach kein klassicher Bunker. Der Boden war erdig und es roch modrig und nach Öl. Inmitten war ein altes Motorrad, mit Einschusslöchern im Tank. Wozu dieser Raum diente ist unklar.(siehe Vid.1 in Mythen)

 

An der Stelle mit der Bezeichnung #1 befand sich der kleinste Hangar. Er wurde nie ganz fertiggestellt. Genauso wie der zweite Hangar an der mit #2 markierten Stelle. Beide Hallen waren bis zum zerstörenden Bombenangriff im August 1944 noch im Bau.

 

An der mit "H" gekennzeichneten Stelle war noch ein größerer Hangar geplant. Der Bau wurde bis Kriegsende nicht ansatzweise verwirklicht. Nur das Vorfeld war bereits entsprechend der Größe angelegt. Er sollte mit den Abmessungen von 73m x 41m ausgeführt werden. (siehe Planung und Ausbau).

 

Weiter in der in der Mitte der Abbildung, ist die Ruine von Hangar #3, und #5 zu sehen.

Dazwischen mit #4 gekennzeichnet der Hangar in dem sich jetzt die Funkstelle befand.

 

Position "a" markiert die Stelle eines Bunkers, der auch heute dort noch vorhanden ist.(siehe Bunker Vid.1)

 

Das Gebäude "b" ist ebenfalls zu Kriegszeiten errichtet worden, war aber seit dem Bombenangriff im August 1944 eher eine Ruine, das von Eulen bewohnt war und deshalb auch als "Eulenhaus" bezeichnet wurde. Es diente den Bauern als Abstellmöglichkeit für landwirtschaftliche Maschinen. In den 60er Jahren wurde es dann saniert, und einer neuen Nutzung zugeführt.

Dadurch das es jetzt verputzt war und nicht so wie die anderen Backsteingebäude aussah, konnte man leicht annehmen, dass es erst nach dem Krieg gebaut wurde.

Ursprünglich war es rechtwinklig mit einem weiteren Gebäudeteil verbunden.

In 2020 wurde das Gebäude vollständig entfernt. (siehe Heute Abb.38,39)

 

Position "c" markiert das Löschwasserbecken so wie es zwischen November 1943 und August 1944 gebaut wurde. Die Bewohner der Funkstelle nutzten es zeitweise als Schwimmbecken, nachdem der Beton neu mit Schwimmbadfarbe gestrichen worden war. Auch dieses Bauwerk wurde 2020 entfernt. (siehe HEUTE Abb.21 und 22)

 

Die Dächer der Hangars #3 und #5 wurde nach 1947 abgebaut. (siehe Base Gym)

Trotzdem wurden die verbliebenen Gebäudeflügel in der Zeit der Empfangsstelle noch weiter genutzt. So hatte sich zu dieser Zeit eine Familie im westlichen Flügel des Hangar #5 im Erdgeschoss eine Wohnung eingerichtet. Im 1. Obergeschoss trocknete man zeitweise die Wäsche. Später wurden die verbliebenen Gebäudeteile als Garage genutzt. Im östlichen Flügel hatten sich die Jugendlichen einen Treff eingerichtet.

 

Im Westflügel von Hangar #3 hatte man zu Beginn der Funkstelle im Erdgschoss noch eine Dienstwohnung eingerichtet. Westlich daran angrenzend nutzte man den Grünstreifen als Garten.

Die mit Wartung der Funkanlagen beauftragte Firma Lorenz, hatte Anfang der 50er Jahre im Ostflügel noch eine Werkstatt. Andere Räume des Gebäudes wurden von den Bewohnern der Funkstelle als "Keller" genutzt.

 

Anfänglich war das ganze Gelände großzügig eingezäunt. Von Eschborn her, erfolgte der Zugang bis ca. 1958  über den Pförtner am ehemaligen Verwaltungsgebäude (siehe Luftwaffe, Verwaltungsgebäude XXIV) das sich in der Nähe der rechtwinkligen Fahrzeughalle befand. Später wurde nur noch der Bereich rund um den Hangar eingezäunt, so wie in Abb.2 zu sehen.

 

Das Gelände wurde von einem Hausmeister verwaltet und war bis auf die Ruinen sehr gepflegt. Hinter Hangar #4 entstanden so für die Bewohner auch ein Bereich mit kleinen Nutzgärten. Daneben ein Wäscheplatz. Auf dem Bild sind auch neu errichtete, weiße Flachdachgebäude zu sehen.

An dieser Stelle stand zu Beginn der Ära der Funk- Empfangsstelle ein Kokslager, das in einer von den Amerikanern errichteten Wellblechbaracke (auch als Nissenhütte bezeichnet) untergebracht war. (siehe Abb.X)

 

 

Zu Anfang verkehrte auch ein Bus, von der Funkstelle nach Frankfurt zum Opernplatz, den die Bewohner und Angestellten der Empfangsstelle nutzen konnten.

 

Abb.9

Ein Bus der Deutschen Post auf dem ehemaligen Vorfeld, im eingezäunten Bereich der Funkstelle. Im Nebel versunken kann man in Hintergrund schemenhaft eine Richtantenne ausmachen.

 

Bildquelle: © J. Lenhart

Das Bild wurde freundlicherweise von J. Lenhart zur Verfügung gestellt.

Abb.10

Die Richtanntenne aus der Nähe beim Sonnenuntergang.

 

 

 

 

Bildquelle: © J. Lenhart

Das Bild wurde freundlicherweise von J. Lenhart zur Verfügung gestellt.

 

Das Leben in der Funkstelle Eschborn

 

Die folgenden Bilder geben ganz private Einblicke in das Leben der Bewohner der Funkstelle Eschborn.

Nach den Kriegsjahren, der Besetzung und Nutzung durch die Amerikaner ist jetzt Ruhe eingekehrt und nur noch die Ruinen links und rechts von der Funkzentrale erinnern an den Krieg, und das bis Heute

 

 

Abb.11 

An den beiden Buchstaben "BP" und den folgenden zwei Ziffern "83" des Kennzeichens von dem VW T1, läßt sich erkennen das es sich hier um ein Fahrzeug der Bundespost handelt, das als Kombinationsfahrzeug dem Fernmeldedienst zugeordnet war. Es steht hier neben Hangar #4. Im Hintergrund, in Eschborner Richtung sieht man einige Funkmasten. Rechts ist die Einzäunung der Funkstelle zu erkennen.

 

Bildquelle: © J. Lenhart

Das Bild wurde freundlicherweise von J. Lenhart zur Verfügung gestellt.

 

Abb.12

Jetzt wird die ehemalige Landewiese als Spielplatz genutzt. Im Hintergrund die Funkstelle etwa 1960.

 

 

Bildquelle: © J. Lenhart

Das Bild wurde freundlicherweise von J. Lenhart zur Verfügung gestellt.

 

 

Abb.13

Die Funkstelle in Abendstimmung.

Im Hintergrund der Taunus. Rechts der neue Anbau der Funkstelle.

 

Bildquelle: © J. Lenhart

Das Bild wurde freundlicherweise von J. Lenhart zur Verfügung gestellt.

 

 

 

 

Quellen:

National Archives and Records Administration 

Fold3.COM

University of Wisconsin Digital Collections Center; John D. Ryals "Germany calling overseas" Information Bulletin March 1950, uwdc.library.wisc.edu 

J. Lenhart, Informationen und Bilder 

Funk - Technik Fernsehen Elektronik, Berlin - 9.Jahrgang - NR.1 1.Januarheft 1954

Funkschau 1958 / Heft 3, Postverlagsort München

historische-eschborn.de, Gerhard Raiss

kennzeichenwelt.de

classicdriver.com

 

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