Erste Auswertung des Angriffs
Unmittelbar nach der Landung wurde mit der ersten Auswertung des Angriffs begonnen.
Jeder Flugzeugführer mußte dazu einen Bericht des Angriffs abgeben. Die wichtigsten Bestandteile dieser Berichte wurden hier verarbeitet.
Zusammen mit den Protokollen der Besatzung und den "Strike Fotos", Luftaufnahmen die während des Angriffs aufgenommen wurden, entstand ein Bericht datiert auf den 16.08.1944, der auch heute noch mikroverfilmt in amerikanischen Archiven verfügbar ist. Die darin enthaltenen Fotos sind leider nicht mehr besonders gut erhalten. Dennoch beschreibt die folgende Auswertung von damals, relativ ausführlich Treffer und Zerstörung.
a.)
Eine Konzentration von mindestens 100 H.E. (High Explosive) Bombenexplosionen ist über der Nord/Ost Ecke des Flugplatzes zu sehen und an der angrenzenden nördlichen Fläche.
4 der 5 Hangars sind getroffen. Möglicherweise auch der 5. Hangar.
Explodierte Brandbomben sind in der selben Gegend erkennbar, aber auch auf dem westlichen Teil des Flugplatzes.
2 Flugzeuge die zum Zeitpunkt des Angriffs zu erkennen waren, wurden nicht beschädigt.
b.)
Explosionen sind auf Flugplatz und im Bereich der Einrichtungen wie folgt zu erkennen.
1.) Hangars von Nord/Ost in Richtung Süd/Ost
1 möglicher Treffer durch H.E. (High Explosive)
1 direkter Treffer durch H.E.
1 direkter Treffer durch H.E., 4 Treffer durch I.B. (IB Incendiary Bomb – Brandbomben)
2 direkter Treffer durch H.E., 2 Treffer durch I.B.
3 direkter Treffer durch H.E.
2.) Unterkünfte
Mindestens 9 Explosionen durch H.E. Bomben sind im Bereich der Baracken, nordöstlich des Flugplatzes erkennbar, davon 3 mit Gebäudetreffern. Das ganze Gebiet ist mit Brandbomben abgedeckt.
3.) Start-/Landebahn
Mindestens 15 Explosionen auf der Start-/Landebahn, mit mindestens 4 Treffern auf dem befestigten Vorfeld zu erkennen.
4.) Andere Einrichtungen
a)
Mindestens 1 Treffer an dem nicht identifizierten Winkelgebäude Gebäude auf dem nordöstlichen Teil des Flugplatzes. Feuer war zum späteren Zeitpunkt des Angriffs hier sichtbar.
b)
Feuer ist in einem Weiteren, nicht identifizierten Winkelgebäude Gebäude südlich neben den 2 Hangars zu erkennen
Weitere Explosionen
•
Mindestens 30 Einschläge sind in der Region nordöstlich des Flugfeldes, mit 3 Treffern der Zufahrt und einigen verstreuten Explosionen in der freien Fläche südwestlich des Flugfeldes zu sehen.
•
Brandbomben- Einschläge sind im Bereich der Wohnanlage ca. 1250 Yards (ca. 1140 m) quer, nordöstlich des Flugplatzes zu erkennen.
•
Explosionen von Brandbomben sind auch ca. 1 mile (ca. 1600 m) West von dem Flugplatz auf freiem Gelände, in 4 Gruppen entlang der westlichen Grenze des Flugplatzes zu erkennen.
Frankfurt /Eschborn
Zwei große Flugzeuge sind in der nordöstlichen Ecke des Flugplatzes zu erkennen. Das bedeutet
ein Flugzeug mehr, als beim letzten Überflug am 3.Aug 1944
Frankfurt Rebstock
Mit großer Wahrscheinlichkeit sind zwei Flugzeuge auf der Südseite des Flugplatzes zu erkennen. Bei einem erneuten Überflug am 5.Aug 1944 waren diese nicht mehr zu sehen.
Die Aufnahmen wurden von der 92.BG und von der 306.BG bereitgestellt und am 15.Aug 1944 aus verschiedenen Höhen in der Zeit zwischen 11:11 und 11:14 aufgenommen.
Abb.1: Luftaufnahme aus dem "Interpretation Report" zur Auswertung der Zerstörung
Bildquelle: AFHRA (Maxwell AFB)USA, A5985
Auf diesem Bild ist nur ein kleiner Teil der Gebäude des gesamten Flughafens zu sehen. Deutlich sind aber 4 der 5 getroffenen Hangars zu erkennen. Vor dem mittleren Hangar kann man eines der Flugzeuge sehen. Oben rechts ist die Fahrzeughalle, die in dem Bericht als eines der "nicht identifizierten Winkelgebäude" beschriebene wurde, ohne die Verwendung zu kennen.
Das andere "Winkelgebäude" befand sich in der Nähe von Hangar #5. (siehe Heute Abb.38, 39)
Zweite Auswertung des Angriffs
In den nächsten Tagen wurde der Flugplatz erneut überflogen um weitere Bilder von der Beschädigung aufzunehmen und auszuwerten. Mittlerweile war die Sicht wieder klarer und man konnte die Zerstörung noch deutlicher bewerten.
Der folgende Auszug aus dem Bericht beinhaltet die Auswertung von Luftaufnahmen, die am 18. August 1944 bis 12:00 Uhr gemacht wurden.
Die größten Beschädigungen sind im Bereich der Baracken und Büros erkennbar.
Ein kleines Gebäude ist zerstört, ein weiters zur Hälfte.
Eines der Bürogebäude ist vermutlich überwiegend zerstört und ein weiters halb ausgebrannt. An einem Hangar ist das Dach zerstört.
Auf dem Flugfeld sind nur geringe Beschädigungen zu erkennen die alle reparierbar erscheinen.
Beschädigungen im Detail:
1.) Hangars and Werkstätten
An einem der 5 Hangars ist das Dach zerstört und der Süd Ost Teil ist zusammengefallen.
An 2 weiteren Hangars, die gar kein Dach hatten, ist einer durch einen direkten Treffer durch die Dachrahmenkonstruktion schwer beschädigt worden.
An den 2 anderen Hangars sind am Dach einzelne Beschädigungen vorhanden.
2.) Aircrafts
2 Flugzeuge sind westlich von den Hangars erkennbar. Möglicherweise eine Ju 52 und eine He 111. Beide sind scheinbar unbeschädigt.
3.) Unterkünfte
Von den 2 großen Gebäuden die Bürogebäude gleichen, ist eines komplett ausgebrannt und größtenteils zerstört. Das andere ist schwer beschädigt und zur Hälfte ausgebrannt. 8 Baracken- ähnliche Gebäude sind zerstört und 2 abgebrannt. 2 weitere kleine Gebäude sind getroffen worden. Eines davon ist vollständig zerstört, das andere zur Hälfte.
4.) Weitere Standorte
Auf dem Feld gibt es keine weiteren Gebäude
5.) Flugfeld (Landing Field)
Mindestens 15 Bombenkrater sind auf dem Flugfeld in der Nähe der Hangars zu erkennen.
6.) Andere Einrichtungen und Anlagen
Ein kleineres Gebäude, nördlich vom 3. Hangar gelegen, ist zu einem 1/3 ausgebrannt und hat ein Loch im verbliebenen Dachteil.6 Krater sind im befestigten Vorfeld südlich der Hangars sichtbar.
Fazit: Insgesamt vollständig abgedeckt mit guter Qualität
Die Fotos wurden vom 14. Geschwader aufgenommen
Der Bericht betrifft die Korrektur und erweiterte detailierte Auswertung des Angriffs vom 15.08.1944 auf den Flugplatz Eschborn.
Die Abb.2 zeigt den Flugplatz einige Zeit nach dem Angriff vom August 1944. Die Schäden von den Bomben sind noch deutlich zu erkennen. In dem Bereich innerhalb des schwarzen Rahmens befanden sich die Kommandantur, die Wirtschaftsgebäude und Unterkünfte. Nur wenige Gebäude waren davon aus Stein gebaut. Die meisten Gebäude sind teilweise bis vollständig zerstört.
Das Gebäude #6 in dem Bericht der USAAF als unbekanntes Winkelgebäude benannt, war die Fahrzeughalle, die heute noch existiert. (siehe Heute Abb.18-20)Die aus Stein gebaute Halle hatte große Schäden am Dach erlitten.
Wie es vor dem Angriff aussah zeigt Abb.1 unter Luftwaffe.
Der Hangar #1 und #2 war zu Zeiten des Angriffs noch nicht fertiggestellt. Die Verluste hielten sich damit in Grenzen. Von den drei anderen Hangars wurde Hangar #3 am schwersten beschädigt.
Hangar #4 und #5 hatten nur kleinere Beschädigungen am Dach.
Von Hangar #1 und #2 sind spätestens nach dem Rückbau und Renaturierung des Geländes zum heutigen Arboretum, alle Spuren beseitigt worden.
Hangar #4 ist bis heute erhalten und steht mittlerweile unter Denkmalschutz. Von Hangar #3 und #5 sind nur noch die Ruinen erhalten.
Abb.3: Die Aufnahme zeigt ein Teil des Flughafens im Jahre 2016. Links oben, die Totale
mit Blick auf das betonierte Vorfeld aus südlicher Richtung. Das Bild unten links zeigt mittig Hangar #4. Links und rechts davon sind die Ruinen der beiden anderen Hangars zu erkennen.
Die Abbildung oben rechts zeigt Hangar #5.
In der Ansicht unten rechts sieht man in der Mitte Hangar #4 von der Rückseite, aus östlicher Richtung.
Bildquelle: © Autor, fliegerhorst-eschborn.de
Abb.4: Die Aufnahme zeigt im schwarz eingerahmten Feld den gleichen Bereich wie in Abb.2.
Das mit #6 gekennzeichnete Gebäude ist die Fahrzeughalle, deren Dach beim Angriff am 15. August 1944 vollständig beschädigt wurde. Mit neuem Dach versehen, befindet sich die Halle heute in einem guten Zustand und ist auch noch in Benutzung.
Der Teil des Flugplatzes auf dem sich die Kommandantur und die Wirtschaftsgebäude befunden haben ist heute nicht mehr wiederzuerkennen. Dort wurde nach dem Krieg eine Wohnsiedlung errichtet.
Bildquelle: © Autor, fliegerhorst-eschborn.de
Eine Maschine vom Typ Heinkel He 111 auf dem Flugfeld.
Bis zum Zeitpunkt des Angriffs, nutzen verschieden Jagdgeschwader den Flugplatz. Überwiegend Kampfflieger vom Typ Messerschmitt BF 109 und Focke Wulf FW 190 flogen den Platz an.
Der Angriff selbst war sehr wirkungsvoll, obwohl den Aufzeichnungen nach nur wenige Opfer zu beklagen waren. Die Zerstörung selbst war jedoch sehr umfangreich.
Trotzdem landeten schon am gleichen Nachmittag wieder FW 190 des Jagdgeschwaders 3, die zuvor in die Luftkämpfe mit den B-17 Bombern und P51 Begleitjägern verwickelt waren.
Im September wurde dann noch einmal die 2. Gruppe des Jagdgeschwaders 2 „Richthofen“ von Frankreich nach Eschborn verlegt. Nachdem diese aber Ende September abgezogen wurde, verringerte sich der Flugbetrieb zusehends, bis er im Winter vollständig einschlief.
Erst nach Einmarsch der Amerikaner und der Besetzung des Flughafens kam wieder Leben auf. Ein neues Zeitalter für den Flughafen begann. (siehe ALG Y-74)
Abb.6: Die Abbildung zeigt eine dreimmotorige Junkers Ju 52/3m
Im "Interpretation Report" (siehe Abb.1, in dem rot markierten Kreis) ist eines der beiden Flugzeuge erkennbar, das zum Zeitpunkt des Angriffs ungeschützt auf dem Flughafen abgestellt war. Gemäß dem Bericht unter "Zweite Auswertung des Angriffs", erkannte man zwei größere Flugzeuge und vermutete das es sich dabei um eine Junkers Ju 52 oder eine Heinkel HE 111 (siehe Abb.5) handelt.
Bildquelle: © Archiv, fliegerhorst-eschborn.de
Quellen:
American Air Museum in Brighton, americanairmuseum.com
NARA, 306th Bomb Group: Mission Report
NARA, 40th Bomb Wing: Field Orders
AFHRA (Maxwell AFB)USA, A5985
Gregory Alexander Historian / Archivist 92nd Bomb Group Memorial Association, 92ndma.org
Candy Brown / Member of our 92nd Bomb Group Research Team
FNP
Sigi Fay (1989): Sulzbach am Taunus III Das Dorf. Von der Diktatur bis zur Demokratie. 1. Auflage
John Weal: Jadgeschwader 2 „Richthofen“. Band 1 der Reihe "Aviation Elite Units"
Eckhard Sauer (2013): Absturz im Kinzigtal. Die Luftfahrt im hessischen Kinzigtal con 1895 bis 1950
fliegerhorst-eschborn.de